Freitag, 21. Oktober 2016

Warum Kinder? Warum jetzt?

Als ich meine erste Schwangerschaft verkündete, packten mich meine Studienfreundinnen in die Kiste "Mama" und stellten sie entfernt von sich auf. Das war okay, ich mochte die Kiste, auch wenn ich ein bisschen allein darin war, aber ich durfte ja trotzdem gern zu Besuch in ihre Kisten schlüpfen. Die sind beschriftet mit "Ich studiere noch" oder "Ich habe noch keinen Freund" oder "Ich bin noch zu jung für erwachsen". Die letzte ist am gemütlichsten.



Inzwischen haben diese Freundinnen selbst die Mitte 20 erreicht und gucken immernoch aus der Distanz zu meiner Kiste. Auch andere Frauen und Männer, die ich kennenlerne, werfen einen aufmerksamen Blick hinein. Wie das wohl ist, darin zu wohnen? Und dann folgen die Fragen: "Warum hast du eigentlich Kinder? Und warum jetzt schon?"
Hier folgt der Versuch einer Antwort.

Beginnen wir mit dem, was ich nicht getan habe: 

Ich kritzelte keine keine Pro- und Contra-Liste in meinem Lieblingscafé auf eine Serviette, auch wenn mir die Vorstellung eigentlich gefällt. Was hätte mir daran außer dem Kaffeefleck gefallen können? Bei Contra stünden Gedanken wie "Wir studieren beide noch" und "Wir haben wenig Geld" und "Unsere Wohnung ist zu klein." Außerdem: "Unsere Familien wohnen nicht in der Nähe" und "Die Betreuungssituation in Bonn ist schwierig". Vielleicht auch "Was werden die Leute denken?"

Warum Kinder? Warum jetzt? Die Fragen sind mit Hinblick auf so eine Liste durchaus berechtigt. Aber eins vorweg: Ich lebe nicht nach Listen, nicht nach Lebensreihenfolgen und ich möchte auch keine Erwartungen anderer erfüllen. Der Grund, warum ich Kinder haben wollte, war, dass ich Kinder haben wollte. 

Damit könnte ich den Blogpost jetzt beenden, denn gesagt ist alles. Ich vermute aber, dass ihr noch ein bisschen mehr lesen wollt. Ich versuche es mal so: Ich gehöre zu den Frauen, die sich schon immer ein Leben mit Kindern vorgestellt haben, übrigens jedoch nie in Verbindung mit "Dann bleibe ich zu Hause, koche, putze, versorge Kinder und Mann", sondern ganz losgelöst von einem Rahmen. Ich fand das super.



So ein Leben mit Kindern stellte ich mir so vor: bunt, wild, lustig. 

Mein Mann war zurückhaltender: Ob wir diese Verantwortung tragen könnten? So ein schweres Wort. Verantwortung. Ich bin ein Meister darin, Hindernisse auch mal auszublenden. Es wird schon irgendwie gehen mit dieser Verantwortung. Oder wie der Kölner sagt: "Et hät noch immer jot jejange!"

Das wichtigste bei dieser Entscheidung ist einzig der Kinderwunsch, finde ich. Alles andere fügt sich dann schon. Sollen sich denn nur die Reichen über Babys freuen?, fragt Funny van Dannen in einem Lied. Gerade wenn man jung ist, hat man Power für Kinder, und vor allem sieht man diese auch nicht als "letzte Station" im Leben an. Kinder werden nicht das i-Tüpfelchen des erfolgreichen Lebens, wenn man Beruf, Heirat, Haus usw. schon abgehaken konnte. Mit Mitte 20 erwartet man noch alles vom Leben und vieles bleibt offen.

Das ist für mich ein wichtiger Punkt. Für mich erreicht ein Leben mit Kindern keinen "ruhigen, sicheren Hafen", auf dem man dann nur noch herumschippert. Kein Wunder, dass viele Menschen in den 20ern noch nicht an Kinder denken wollen, wenn sie damit so eine Bootstour verbinden. Für Kreuzfahren sind wir nun wirklich noch zu jung!

Ich bin nicht erwachsen. Oder vielleicht bin ich doch erwachsen. Keine Ahnung. 

Erwachsensein ist ein Gefühl. Zurzeit bin ich aber ebenso "twentysomething" wie meine Freundinnen. Auch ich möchte reisen, Hobbys nachgehen und Partys feiern. Auch ich erwarte beruflich noch einiges und knipse Selfies für Facebook.

Viele Menschen verändert das Elternsein, doch das kam für mich nicht in die Tüte. Ich mag mich soweit ganz gerne und brauche kein verändertes Mama-Ich. Highspeedkinderwagen und Öko-Kekse passen sowieso nicht zu mir. Zwar fiel ich nach der Geburt meiner Kinder in eine Blase, in der es zunächst nur Hell-Dunkel-Hell-Dunkel gab und innerhalb derer ich nicht richtig mitbekam, wie die Monate vergingen. Freundschaften liefen auf Sparflamme und Partys bekam ich schlechter unter, doch irgendwann tauchte ich auch wieder auf.


Wie ist das Leben geworden? Bunt, wild, lustig!

Die erste Zeit verlief total chaotisch wie in einem Ausnahmezustand. Windeln wechseln stellte kein Problem dar, aber das abendliche Schreien, das nächtliche Schreien und überhaupt das Schreien zerrten sehr an den Nerven. Ich hatte meinen Spaß an den Babys, aber für das körperliche und geistige Wohlbefinden ist es schon gut, dass aus den Winzlingen inzwischen kleine Kinder geworden sind. Mit 3 Jahren und 2 Jahren sind sie nicht mehr so Mini, sondern sprechen, toben und bringen mich zum Lachen. Wir verreisen, basteln oder besuchen Freunde. Manchmal schreien sie auch immernoch, doch insgesamt haben sich meine Erwartungen erfüllt. 




Mein Leben ist nicht wie vorher und ich bin auch nicht mehr gänzlich "frei" in meinen Entscheidungen. Manchmal ist alles sehr anstrengend und die Betreuungssituation stellte sich wirklich nicht als toll heraus und erforderte bereits viel Organisationstalent. Die Masterarbeit würde ich nie wieder mit Baby und Kleinkind schreiben, solche Erfahrungen nahm ich mit. Aber alles in allem bekommen wir dieses Elternding echt gut gewuppt und ich habe Spaß an und mit meinen Kindern.

Die zweite Frage habe ich noch nicht so ganz beantwortet: Warum jetzt? 

Auch wenn mein Mann und ich noch studierten und auf "nur" 60 Quadratmetern wohnten, so hatten wir doch zumindest eine perfekte Voraussetzung: Uns. Wir hatten uns sogar schon fünf Jahre lang. Und wir wollten das weitere Leben gemeinsam verbringen. Gerne auch mit Kindern.

Ich hatte mir nie explizit vorgestellt, im Studium Kinder zu bekommen. Aber da stand ich eben mit 24 Jahren und wollte Kinder und hing noch im Studium. Muss das ein Hindernis sein? Warum nicht trotzdem? Ich wollte zum einen sowieso jung Mutter werden und zum anderen eben JETZT. Der Blick in die Zukunft war verschwommen. Den Master würde ich mit 27 Jahren abschließen, soweit ließen sich die nächsten Jahre noch vorausschauen, aber was danach sein würde, stand in den Sternen. Kinder sicherlich nicht, sondern erst einmal ein Berufseinstieg. Wenns gut lief. Wahrscheinlicher: Praktika, Volontariate und im Anschluss kurze, befristete Verträge.

Man kann diese Unsicherheit zum Anlass nehmen, die Familienplanung in die Zukunft zu verschieben - Geht ja auch noch in 10 Jahren - aber das gefiel mir nicht. Mein Wunsch war sehr stark und die Biologie stand auch auf meiner Seite, wenn wir das mal objektiv betrachten. 25 Jahre ist ein Top-Alter fürs erste Kind

Und das Studium? So im Vergleich mit dem Arbeitsleben hatte ich es im Studium nicht schlecht: Meine Lernzeit konnte ich dem Schwangerschaftsleiden anpassen, anstatt mich 40 Stunden im Büro zu quälen. Im Stundenplan fanden sich Lücken, die ich mit Babykursen füllen konnte - Lernen ging auch abends oder am Wochenende. Die Flexibilität vermisste ich nachher, als ich im Arbeitsleben ankam. Vormittags-Babykurse und mittags Mensa waren dann nicht mehr möglich.

Und später? Den Berufseinstieg bekomme ich dann schon trotzdem hin, dachte ich. Optimismus? Risiko? Im schlechtesten Fall hätte ich immerhin Kinder gehabt, auch wenn ich nachher in Heimarbeit Kugelschreiber zusammen stecken hätte müssen, um über die Runden zu kommen. Das Risiko war es mir wert.

Und deswegen wohne ich in dieser Kiste.

Wann habt ihr Kinder bekommen? Und wieso zu diesem Zeitpunkt?


 
 

Dienstag, 18. Oktober 2016

Shopping Guide - Gute Bücher, schlechte Bücher

Steht man vor der Entscheidung, was man einem Baby oder Kleinkind schenken soll, ist man mit Büchern immer gut beraten. Dementsprechend groß ist auch unsere Sammlung an Kinderbüchern. Je öfter man das ein oder andere Buch zur Hand nimmt, desto mehr fällt einem auch auf, dass durchaus auch schlechte Exemplare gibt.


Wenn ein Erwachsener von einem "schlechten Buch" spricht ist meistens der Inhalt gemeint.


Bei Kinderbüchern sieht es da schon anders aus. Sicherlich gibt es auch hier Exemplare mit inhaltlichen Defiziten. Heute möchte ich euch aber in einem kleinen Shopping-Guide Bücher vorstellen, die aufgrund ihrer äußeren Gestaltung durch unseren Alltagstest gefallen sind.


Mein Riesen-Pappebuch - Das Leben auf dem Bauernhof
Dieses Weihnachtsgeschenk meiner Tante erzeugte bei mir sofortiges Kopfschütteln. Dieses Buch ist wirklich riesig, wie der Name schon sagt. Mit einer Höhe von 50cm passt es nicht nur in kein Bücherregal, sondern ist auch enorm schwer. Kilian kann es daher nicht selber aus dem Regal nehmen. Um mit dem Händchen auf die einzelnen Abbildungen zu zeigen setzt er sich zudem noch auf die Seiten und versucht dann umzublättern. Dabei ist das Buch schon an mehreren Stellen in der Bindung gerissen. Inhaltlich musste auch herzlich lachen. Denn die Kuh in diesem Buch ist nicht einfach nur eine Kuh, sondern wird mit der exakten Rasse benannt. Immerhin habe ich so gelernt, wer oder was eine Charolais ist.


Hör mal...
Von diesen Pappbüchern des Carlsen Verlages gibt es schier unendlich viele Varianten. Wir nennen die Exemplare "In der Natur" und "Fahrzeuge" unser Eigen. An sich handelt es sich hierbei nicht um ein schlechtes Buch, sondern einfach um schlechte Verarbeitung. Die Knöpfe für die Geräusche lassen sich total schlecht drücken, was oft Frust verursacht. Bei regelmäßigem Gebrauch brechen zudem die Kabel im Rücken des Buches, die Geräusche lassen sich dann nicht mehr oder nur noch abgehackt abspielen. Da die Seiten sonst nur sehr wenig Text liefern, war es das ruckzuck mit dem Spaß.


Alles Natur - Meine kleine Eule
Zunächst hat mich das Konzept der "Alles Natur" Bücher total begeistert. Seiten aus 100% recyceltem Papier, ökologische Druckfarbe, dazu die niedliche Illustration. Auf den ersten Blick erscheint dies perfekt für kleinen Kinder. Aber was tun kleine Kinder in der Regel? Richtig, sie sabbern und kleckern. Die Seiten des Buches sind nicht imprägniert und daher auch nicht abwaschbar. Für das abendliche Vorlesen der Gute-Nacht-Geschichte ist es aber durchaus tauglich, das bestätigen auch die Rezensionen auf Amazon.


Der Regenbogenfisch
Dieses Buch kann man auf zwei Weisen interpretieren. Für den Einen ist es eine schöne Geschichte über das Teilen. Für Andere wiederum vermittelt es eine eher fragwürdige Moral: Freundschaft ist käuflich. Ich für meinen möchte meinem Sohn nicht vermitteln, dass man mit glitzernden Sachen einen Haufen Freunde um sich schart. Wir lassen daher die Finger von diesem Buch.


Fazit - Was macht ein gutes Kinderbuch aus?
Kinderbücher müssen, je nach Alter des Kindes, unterschiedliche Kriterien erfüllen. Bücher für Kleinkinder sollten in erster Linie gut händelbar sein. Also nicht zu groß oder zu schwer. Bücher für Babys sollten zudem unbedingt abwaschbar sein.
Dazu gehört eine leicht verständliche Geschichte, in wenigen Worten erzählt. Bücher mit viel Text eignen sich eher für größere Kinder, die auch die Geduld zum Sitzenbleiben und zuhören haben.
Farbenfrohe Illustrationen sind das A und O. Sie sollten zu der Geschichte passen und diese auch erzählen, wenn niemand das geschriebene Wort dazu vorliest.


Beispiele für gute Kinderbücher sind


Bist du meine Mama? (welches ich hier bereits vorgestellt habe)
Die Eule mit der Beule
die Wieso? Weshalb? Warum? Bücher