Donnerstag, 24. März 2016

Mein erstes Jahr als Business-Mum



Wie abzusehen flatterte mein erstes Jahr in der Arbeitswelt fluchs an mir vorüber. Wie geht es mir inzwischen? Bin ich im Chaos versunken? 

Nö, ich halte mich noch gut. Für mich war dieses Jahr nicht das erste nach der Elternzeit, sondern überhaupt das erste Jahr mit einem Vollzeit-Arbeitsvertrag und darum durchaus spannend. Natürlich: In meiner Ausbildung verbrachte ich ebenso viele Stunden in der Werbeagentur und danach arbeitete ich zwei Monate in einem Wahlbüro. Auch in der Studienzeit, die dann immerhin noch 5,5 Jahre dauern sollte, hatte ich verschiedene Nebenjobs mit 10-15 Stunden Arbeitsaufwand pro Woche. Ganz so neu stieg ich nicht in den Arbeitsalltag ein.

Es veränderte mich dennoch

Als Geisteswissenschaftlerin stellte ich mich regelmäßig den Ansichten meiner Mitmenschen über meinen beruflichen Werdegang. Taxifahrerin, haha! Aber mal ehrlich: Was willst du denn damit? Ich kämpfte gegen das Gefühl an, etwas völlig unsinniges zu machen. ("Wenigstens Lehramt?" - NEIN!) Andere schienen den Eindruck zu haben, ich würde nur chillen und mir ein schönes Leben machen. 

Als ich dann Kinder bekam, neckte mich zwar keiner mehr damit, ich würde nur auf der faulen Haut liegen, aber ich hatte das Gefühl: Jetzt erst recht. Jetzt wollte ich erst recht als Geisteswissenschaftlerin Fuß fassen. Echt jetzt. Mit Kindern, trotz Kindern. Weil ich was Geiles studiert habe und das Zeug dazu habe.

Nach diesem ersten Arbeitsjahr - direkt nach dem Studium übrigens - fühle mich gut als Teil der „arbeitenden Bevölkerung“. Da ist kein Bafög mehr auf dem Konto, sondern mein eigenes Geld. Ich bin stolz darauf und weniger gestresst. Meine Arbeit umfasst eine Vielzahl von Projekten, die ich selbstständig verwirklichen darf. Zwar hindert mich die Kernarbeitszeit daran, so flexibel wie im Studium zu sein, doch die feste 40 Stunden-Woche bringt auch den Vorteil der festen Freizeit mit sich: Abende und Wochenenden gehören MIR, im Studium stand ich dauerhaft unter Strom und dachte an stets an die drei noch zu schreibenden Seminararbeiten oder Referate oder andere Studienarbeiten.

Gar nicht so schwer: Vereinbarkeit von Job und Familie

Für mich stellte die viel diskutierte Vereinbahrkeit von Familie und Beruf kein Problem dar. Die Kinderbetreuung ist durch den Kindergarten und meinen Mann gesichert, sodass ich selten hetzen musste. Engpässe gab es nur dienstags und donnerstags. Dienstags weil mein Mann um 17 Uhr zu seinem "Männerabend" losfährt und vorallem donnerstags weil ich mir einen Eltern-Kind-Kurs in den Tag geschoben habe, der bereits 16:30 Uhr startete.

Anonsten sieht es so aus: Morgens sehe ich die Kinder noch, weil wir alle gegen 6 Uhr aufstehen und ich erst 6:45 Uhr zur Arbeit aufbreche. Die Nachmittage verbringen wir ebenfalls miteinander: Montags bleiben zwar nur 2,5 Stunden, dafür die restlichen Tage ungefähr 4 Stunden und freitags sogar 6 Stunden, bis wir um 20 Uhr das Licht ausknipsen. Die Vereinbarkeit funktioniert also gut.

Und jetzt reduziere ich trotzdem

Ich gönne mir zukünftig den Luxus einer 30 Stunden-Woche, was viele Vorteile bringt. Dann wird es vielleicht schwieriger mit der Vereinbarkeit, aber wir teilen uns die Betreuung der Kinder besser auf und verteilen auch Arbeit, Haushalt und Familienzeit gerechter auf uns beide. Was ich weniger im Beruf arbeite, arbeite ich dann mehr zu Hause. Was mein Mann weniger zu Hause arbeitet, kann er nun im Beruf leisten. Mehr Zufriedenheit für alle. (Hoffentlich.)

Außerdem - und das muss man ganz klar sagen - kann das Vollzeitarbeit durchaus ein Problem werden: Kinder werden krank und man muss sie zu Hause betreuen oder Kinder haben Kindergartenferien (bei uns 6-7 Wochen im Jahr). Man wuss sich komplizierten Fragen stellen: Wieviel Urlaub kann ich nehmen? Wie spontan bin ich dabei?

Etwas in die Zukunft gedacht, sollte man sogar schon den "Schulknick" mitbedenken, denn dann kommt das Kind 11 Uhr von der Schule nach Hause. Wer wird dann zu Hause sein? Wenn beide Vollzeit arbeiten, ist das Familienprojekt schwierig zu stemmen, weshalb wir die Weichen zu 75% setzen. 

Wie empfindet ihr die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Kommt ihr klar oder ist schon Land unter?

Mittwoch, 23. März 2016

Plätzchen in der Osterzeit?

Mit dem richtigen Förmchen dürft ihr auch in der Osterzeit den Spaß an Plätzchen ausleben. Häschen, Küken und Ostereier freuen sich schon darauf, von euch gebacken zu werden.

Meine Mädels und ich entschieden uns spontan für Osterhasen. 



Sie sind etwas anspruchsvoller als Eier, weil man mit den langen Ohren vorsichtig sein muss, da sie leicht abbrechen, aber dafür habe ich einen kleinen Tipp: Einfach mit Zuckerguss wieder festkleben.




Ich wünsche frohes Gelingen beim Nachbacken!

Montag, 21. März 2016

Gar nicht so eso - Pränatalyoga



Mein Vorsatz für meine zweite Schwangerschaft: Mehr Ruhe, mehr zu mir kommen. Mehr auf mich achten.
Wo in der ersten Schwangerschaft noch die Informationssuche zu Kinderwägen, dem passenden Schlafplatz, einer Ausstattung für die Mutter und das richtige Tragetuch Zentrum der Geburtsvorbereitung war, soll es dieses Mal mehr um die gehen, die neben weiteren Schwangerschaftszipperlein dann auch die Geburt und das Wochenbett vor sich hat: Um mich.
Neben autogenem Training , bewussten Pausen und einer gründlicheren Geburtsvorbereitung, passt Yoga da prima ins Schema. Nun bin ich kein esoterischer Mensch, aber ich bewege mich gerne und habe so meine Problemchen mit dem Entspannen und Loslassen. Ich wollte es also auf einen Versuch ankommen lassen.

Die Wahl des richtigen Anbieters

Theoretisch kann man Yoga in der Geburtsvorbereitung zumindest teilweise durch die Krankenkasse übernehmen lassen. Aber nur, wenn der Trainer sich auch ordentlich hat zertifizieren lassen. Da hier im ländlichen Raum die Auswahl an passenden Kursen auch nicht allzu gigantisch ist und ich nicht weit fahren wollte, habe ich beschlossen, die Kosten eben notfalls selbst zu übernehmen.
https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=352x10000:format=jpg/path/sc1d82b3cd99f0c9e/image/i5250f2a6fef8824c/version/1449670884/image.jpgGlücklicherweise haben wir ein sehr neues Studio in wenigen Minuten Fahrtzeit von uns, das jeweils 4er-Blöcke à 40€ anbietet. Das heißt, ich melde mich für vier Kurse verbindlich an und zahle auch nur diese vier. Wenn ich weiter machen möchte, dann kommen die nächsten vier Einheiten. Wenn mir das Konzept nicht passt, habe ich also nicht viel Geld verloren.

Zum Vergleich: Die hiesigen Kliniken bieten auch Yoga an, verlangen dann aber für 8 Abende zwischen 90 und 120€. Auch wenn man sowas natürlich nicht am Geld festlegen sollte, der Preis und der positive Eindruck der Website haben mir die Entscheidung leichter gemacht.
Auf Mundpropaganda kann ich mich nicht verlassen, da ich in meinem Umfeld weder Schwangere noch Mütter habe, die ich zu sowas fragen könnte. Meine Vorsorgehebamme wusste darüber auch kaum Bescheid.

Mein erster Kurs

In der Erwartung, auf so ziemlich jede esoterische Katastrophe gefasst sein zu müssen, kam ich etwas zu spät zur ersten Stunde. Zum Glück war die Lehrerin eine wirklich sympathische, junge Frau und auch die Gruppe schien mir ganz verträglich. Zwar war ich die Teilnehmerin mit der kleinsten Kugel – in Woche 13 war das auch noch kein Wunder -  aber mich zumindest störte das nicht.
Auf barfüßigkeit hatte ich mich eingestellt, ungewohnt war es trotzdem zunächst, weshalb ich meine Socken erst anbehielt. Später habe ich die Füße doch entblättert – man glaubt gar nicht, wie sehr so eine Naht stören kann. 
Die Übungen selbst waren eine gute Mischung aus Sitzen, Stehen und Liegen, Entspannung und einigen äußerst herausfordernden Positionen, bei denen man sogar ins Schwitzen kam. Von der äußerst angenehmen Dehnung von Körperteilen, die man ständig vergisst einmal ganz abgesehen. Die Lehrerin leitet die Übungen alle an, macht mit, zeigt Abwandlungen für die, bei denen bestimmte Dinge mit der Kugel schon schwierig werden. Gelegentlich korrigiert sie die ein oder andere direkt am Körper um so auch den anderen zu zeigen, was man optimieren kann. 

Die Hinweise, dass man gut auf sich achten soll, machen soll, was einem gut tut, dem Körper folgen und auch die Anleitungen zum Atmen sorgen für ein effektives Training, was ich in dieser Form nicht erwartet habe.  Auch die Entspannungsübungen zum Ende hin leitet sie so an, dass man sich gut fallen lassen und tatsächlich zu sich und – so kitschig das auch klingt – zum Baby kommen kann. Immer wieder weist uns die Lehrerin auch darauf hin, dass wir bei uns bleiben sollen. Yoga sei kein Wettbewerb, wir müssen nicht toll aussehen, wir sollen in uns spüren und uns und unseren Körper wahrnehmen. Wann haben wir dazu schon mal so intensiv Gelegenheit?

Jede der Übungen hat in der Schwangerschaft tatsächlich Sinn. Wir weiten aktiv das Becken und trainieren wie nebenbei Gebärpositionen. Wir sorgen für eine gute Durchblutung, entlasten den Kreislauf und Atmen  tief und richtig – auch wieder eine gute Vorbereitung für das Gebären. Wir trainieren und entlasten den Rücken gleichzeitig und verschaffen uns etwas mehr Raum zum Atmen.

Bei was ich mir noch komisch vorkomme
Das laute Atmen, zu dem wir animiert werden, gelingt mir inzwischen tatsächlich immer besser. Trotzdem wirkt es erst einmal seltsam, zumal es oft wie ein erleichtertes Stöhnen klingt. Gedenk dessen, welche Töne man unter der Geburt am Besten produziert, um den Atem gut zu nutzen, ist das aber sicher keine schlechte Vorbereitung. Nur keine Hemmungen!
Das „Namasté“ am Ende, auch wenn es nur ein Dankesgruß ist, hat für mich etwas sakrales. Dabei fühle ich mich immer ein wenig unwohl, auch wenn es sicher einen schönen Stundenabschluss gibt. 

Wie es mir nach den Stunden geht
Ich habe zum Glück kein schlechtes Körpergefühl, entsprechend fällt es mir relativ leicht, den Übungen zu folgen. Und sie sind eine echte Wohltat. Schmerzen verschwinden, ich fühle mich nach der Stunde gleichermaßen wach wie ruhig. Richtig energiegeladen und bei mir. In der letzten Stunde hatte ich sogar den ersten echt emotionalen Kontakt zu meinem Bauchbewohner – der Kontakt zu dem Winzling geht im Alltag doch oft unter.

Fazit
Sofern man den richtigen Lehrer findet und einen Kurs, der optimal auf die Bedürfnisse von Schwangeren eingeht, kann ich Yoga nur absolut empfehlen. Inzwischen dränge ich sogar meine Nicht-Schwangeren Männerfreunde, die oft mit dem Rücken zu tun haben, selbst einen Kurs zu besuchen, weil die Übungen wahnsinnig effektiv sind.
Für mich ist es mein kleiner Wellness-Montag, mein „Zu mir kommen“ im Alltag. Noch effektiver, als das reine autogene Training, weil ich diese körperliche Komponente sehr liebe. Es gelingt mir sogar immer besser, die Umwelt auszuschalten und bei mir zu bleiben. Und das ist für mich schon ein echt großer Schritt.

(Bilder mit freundlicher Genehmigung von namasté yoga)

Freitag, 18. März 2016

Vom Schlafen und Wachen

Unsere liebe Schokominza konnte euch in ihrem Post Und sie schlafen doch (endlich) davon berichten, dass ihre Mäuse ihr nun die wohlverdiente Abendruhe gönnen. Dabei fiel auf, dass ich meine Reihe nie beendet habe.

Und warum nicht? Weil wir schlicht aufgegeben haben.

Mein letzter Post zum Thema ist fast ein Jahr alt und damals steckten wir noch mitten in unseren Bemühungen, die Nächte aktiv zu verbessern. Einfach abzuwarten, wenn man wirklich darunter leidet, erschien uns wenig verlockend. Zumal die Nächte mit voran schreitendem Alter unseres Kindes eigentlich immer schlimmer wurden.

Die im letzten Post angesprochene Expertin für neurophysiologische Entwicklungsstörungen hat sich nach dem anfänglich sehr positiven Erst- und Aufnahmegespräch als totaler Reinfall erwiesen und uns nur Geld und Zeit gekostet. Mitten in der "Behandlung" fand sie doch keine Hinweise auf eine Entwicklungsstörung und gab uns Übungen an die Hand, die mit einem Kleinkind nicht durchführbar waren.

Also blieben wir mit der nächsten Expertinnenmeinung ratlos zurück: 

Unser Kind ist völlig gesund, und schläft trotzdem nicht.

Was für andere phasenweise schlimme Nächte sind, war für uns normal. So gingen wir in das zweite Jahr mit nie mehr als ein bis maximal drei Stunden Schlaf am Stück.

Die Aufgabenteilung

Abends brauchte unser Kind Stunden, um einzuschlafen. Das Theater dazu variierte, die Dauer auch. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er tagsüber auf seinen Mittagsschlaf verzichten konnte (im Juli mit zwei Jahren ließen wir ihn konsequent ausfallen), war mein Mann oft zwei bis drei Stunden damit beschäftigt, "ihn ins Bett zu bringen". Um unser aller Nerven zu schonen, verzichteten wir dabei auf allzu großes Programm: Es wurde zusammen gelesen, gekuschelt, dann wurde ihm vorgesungen und seine Hand gehalten.

Ich konnte das nicht mehr, meine Genervtheit und Unruhe übertrug sich natürlich auch auf das Kind, weshalb diese allabendliche Quälerei der ausschließliche Job meines Mannes wurde. Irgendwann ist er dazu übergegangen, auf dem Tablet im Dunkeln zu lesen, um die Stunden selbst zum Ausruhen zu nutzen. Machte er nur Anstalten, den Raum zu verlassen, brüllte das Kind sofort los.

Es war auch egal, zu welcher Uhrzeit wir ihn hinlegten. Ob 19 oder 23 Uhr, es dauerte immer ewig - deshalb lieber früher als später.

In der ersten Schlafphase bis Mitternacht wachte er sehr oft auf. Immer schreiend, immer weinend. Einmal zählte ich achtmal in der Zeit von 20 bis 0 Uhr. Freunde, die über Nacht blieben, bestätigten uns immerhin, dass es tatsächlich so schlimm und mühselig war, wie es uns erschien - irgendwann verliert man selbst den Blick dafür.

Ab Mitternacht übernahm ich und versuchte neben dem unruhigen Wühler selbst in den Schlaf zu finden. Mich ließ er nämlich gar nicht mehr gehen. Sobald jemand neben ihm lag, wurde er bis sieben Uhr morgens "nur" noch zwei- bis dreimal wach (in guten Nächten wohlgemerkt, in schlechten eher stündlich). Allerdings konnte er nur mit seiner Hand in meinen Haaren und auf meinem Kopfkissen schlafen, trat ständig um sich und legte sich am liebsten quer.


Unnötig zu sagen, dass ich SO weniger erholsam ruhte. 

Also brauchte ich die Vormittage, die er in der Krippe war, um den Schlaf nachzuholen und mein Mann quartierte sich aus, um auf der Arbeit nicht allzu gerädert zu sein. Am Wochenende ging die Aufgabenteilung weiter: einer wachte beim Kind, der andere übernahm es ab morgens und gönnte dem anderen noch ein paar Stunden Schlaf.

Doch nach zwei Jahren gab es sie, die Verbesserungen.

Schrittweise Verbesserungen

Ohne Mittagsschlaf ist das abendliche Einschlafritual deutlich verkürzt und dauert nur noch 30 Minuten, die mein Mann bei ihm absitzen muss. Schläft unser Kind tagsüber auch nur 20 Minuten (bspw. im Auto), ist er wieder bis 23 Uhr wach. Keine Ahnung, woher er die Energie nimmt - schließlich hat er auch einen Arbeitstag von 8 bis 15 Uhr in der Krippe - aber auch ohne Nickerchen schläft er erst um 21 Uhr. Aber er schläft! (erstmal)

Und je besser er sprechen konnte, um so seltener wurde das Geschrei. Zwar schluchzt er noch oft, er ist aber ansprechbarer und kann mittlerweile ganz klar sagen, was er braucht. Und er sagt deutlich, dass er nicht alleine sein will. Also teilten wir uns weiterhin nachts auf, damit zumindest einer schlafen konnte während der andere bei ihm wachte. Abende zu zweit gab es allerdings immer noch nicht, weil wir weiterhin mehrfach zu ihm ins Zimmer laufen und ihn wieder in den Schlaf begleiten mussten.

Etwas Zeit blieb uns dann doch und ich wurde wieder schwanger ;).

Das finale Familienbett

Mit meiner zweiten Schwangerschaft wurde unser Familienleben natürlich erstmal wesentlich anstrengender. Ich war nicht mehr nur müde, ich war apathisch. Deshalb gab es im letzten Jahr auch so wenig von mir zu lesen, die Abende und Nächte mit meinem Erstgeborenen kosteten mich jede Energie. Der Rest ging für das Baby im Bauch drauf.

Die meisten erklärten uns dann auch für ziemlich bescheuert, weil wir uns bewusst für ein weiteres Kind entschieden hatten. Selbst wenn der zweite Sohn kein so katastrophaler Schläfer wird (aktuell wird er alle 2-3 Stunden nachts gestillt), haben wir ja schließlich immer noch den ersten.

Trotzdem sind die Nächte mittlerweile wirklich gut! Da wir das Baby eh im Bett haben, haben wir den Großen auch dauerhaft zu uns geholt und ein richtiges Familienbett draus gemacht. 

Das Baby schläft an meiner Seite, der Große an der Seite meines Mannes.

Und siehe da: mein Mann bringt unseren Sohn abends in seine Betthälfte und Sohnemann schläft dort tatsächlich durch. Er wird weder bis Mitternacht wach, noch stört ihn das Babygeschrei in der Nacht oder unser Zu-Bett-Gehen. Er schläft! Er schläft 10 Stunden durch!

Immer noch am liebsten quer, aber in seinem Bett.

Unsere Hoffnung ist, dass wir beide Kinder im Laufe des Jahres gemeinsam in ihr Kinderzimmer ausquartieren können, damit wir Eltern irgendwann doch wieder das Schlafzimmer und das Bett für uns haben. Bislang geht die Rechnung ziemlich gut auf, denn der Große wirkt wesentlich ausgeglichener und zufriedener seit sein Bruder auf der Welt ist. Schließlich haben wir ihn auch schon vorher mehrfach mit seinem Bett in unser Schlafzimmer gestellt oder ihn von Anfang an ins Bett geholt, mit dem Ergebnis, dass er dort noch schlechter schlief und dann alle wachhielt.

Warum geht es jetzt?

Vielleicht, weil er weiß, dass er nun wirklich nie mehr alleine sein wird? Oder war das alles doch nur eine Frage des Alters?

Er liebt seinen Bruder (noch zumindest) innig und kuschelt auch immer öfter mit ihm anstatt mit uns. Und der Kleine ist ebenfalls zufriedener, wenn sein Bruder mit ihm auf der Spieldecke liegt und schläft im Gegensatz zum Großen problemlos ein.

Der Kleine schläft immer und überall, im Gegensatz zu seinem Bruder


Musste ich seinen Bruder in dem Alter (knapp 3 Monate, da fing der Stress nämlich an) schon mühselig in den Schlaf schaukeln, das Baby pucken und wachte er trotz Familienbett alle 20 Minuten auf, schläft der Kleine teilweise sogar ohne Schnuller und Körperkontakt ein. Einfach so. Weil er müde ist! An der Brust und auf meinem Arm dämmert er sogar binnen Sekunden weg und schläft seine 30 Minuten bis 3 Stunden. Sein Bruder schrie sich eher in Rage, als sich dem Schlaf zu ergeben.

Ist es das Geburtserlebnis? Kaiserschnitt und Kinderklinik vs. ambulanter Geburt in der Wanne? Gestilltes vs. Flaschenkind? Oder einfach nur Charakter? Keine Ahnung.

Immer kuschelnd

Ein schlecht schlafendes Kind bleibt für eine lange Zeit in den Abend- und Nachtstunden besonders betreuungsintensiv. Auf eine wirkliche Besserung in absehbarer Zeit sollte man also lieber nicht hoffen, wenn man mit solch einem Kind gesegnet ist. Trotzdem hat die Zeit auch tatsächlich etwas Gutes und ich habe mir überlegt, im nächsten Post zu dem Thema mal zusammen zu tragen, was ich dieser Erfahrung Positives abgewinnen konnte. Damit der Abschluss meiner Reihe nicht ganz so deprimierend daher kommt. Denn wir hätten uns jederzeit wieder für ein Kind entschieden, trotz der Erfahrungen der letzten 2,5 Jahre.


Dienstag, 15. März 2016

Ein neues Hobby und drei Stunden Verzweiflung - Wie Mama die Nähmaschine beherrschen will (Teil 1)

Schon seit Jahren liebäugel ich mit der Idee, Herrscherin über eine Nähmaschine zu werden. Meine Freundinnen ließen bereits während der Schulzeit ihre ersten Röcke aus der Maschine rattern, schenkten mir ein Schmink-Etui mit den Worten "Das habe ich selbst gemacht" und stolzierten in selbstgenähten Cosplay-Outfits die Leipziger Buchmesse.


Ich selbst musste 28 Jahre alt werden, um mir das faszinierende Hobby selbst zu eigen zu machen. Dabei wartet die Nähmaschine - Eine Singer aus dem Lidl - bestimmt seit 4 Jahren oben auf meinem Schrank und ihre Schutzhülle zieht dicke Staubflocken an, die mich mahnend anstarren. Gekauft ist nicht gleich benutzt.

Was hielt mich auf?
Eine Nähmaschine ist kein Apple-Produkt. Zwar sichtet man schnell den An-Aus-Schalter, doch dann rattert das Ding noch nicht los. Zur Bedienung einer Nähmaschine kommt man nicht drumrum, zunächst Theorie zu büffeln: Unterfaden, Oberfaden, Spule. Ein Blick in die Gebrauchsanweisung hilft dabei, die Teile zu verstehen und an der richtigen Stelle einzubauen. Der Elan trudelte bei mir nicht ein - Erst als Studentin und später als Mutter sowieso meinte ich, sooo viel zu tun zu haben, dass ich unmöglich auch noch eine Nähmaschine studieren könnte.

Dann packte mich die Näh-Leidenschaft
Auf einem Trödelmarkt ergatterte ich das entscheidene Teil, das mich anspornen sollte: Ein einfaches Puppenbettchen. Es bettelte: "Bitte nähe mir ein neues Kissen und eine neue Decke. Das ist ganz schnell gemacht, du musst nur gerade nähen. Deine Tochter wird sich freuen."

Die Verzweiflung kam ganz schnell

Aber das Puppenbett hatte gelogen! Ich fädelte den Oberfaden nach Anleitung in die Maschine und ich schaute Youtube-Videos, um den Unterfaden in die Spule reinzuzwängen und nach oben zu holen. Leider hinterließen die Videos trotzdem Fragen. "Nun drehen Sie die Nadel nach unten" sagte die Frauenstimme und zeigte nicht, an welcher Stelle ich eine Nadel verstellen kann. Näherinnen mögen lachen, weil es wirklich einfach ist, aber mich macht so etwas wahnsinnig. 
Zur Krönung purzelte meine Spule mit allen anderen Teilen um sie herum aus der Maschine und mir standen die Haare zu Berge.

Ich blieb an der Nadel

Nach drei Stunden Verzweiflung holte mein Mann unsere Freundin zu Rat, denn er konnte sich das Elend auch nicht länger anschauen. Sie puzzelte die Spule und ihre Freunde wieder ein, korrigierte noch einige andere Fehler und dann schien die Nähmaschine endlich gezähmt! Ich nähte zufrieden Kissen und Decke - Im ersten Schritt falsch herum, trennte es wieder auf und brachte mein Mini-Projekt zu einem ordentlichen Abschluss. Geht doch! Oder?

Auf zu größeren Projekten!

Fühlte ich mich am am Ende tatsächlich als Herrscherin über die Nähmaschine, so holte mich die Realität schnell ein. Mithilfe eines Buches wollte ich nun Kinderröcke nähen. Schwierigkeitsstufe 2. Das schaffe ich locker, dachte ich und dann hing ich bereits an der Anweisung "r-a-r" fest, bevor es nach einiger Zeit und Blättern im Buch Klick machte: rechts-auf-rechts. Das Schnittmuster schien mir völlig falsch und meine Nähmaschine ließ sich nicht dazu bewegen, große lockere Stiche zu setzen, damit ich den Stoff raffen konnte....


Langer Faden, kurzer Sinn

Meine Euphorie des ersten Tages dämpfte sich mit dem weiteren Nähprojekt. Mir wurde bewusst: Es ist ein langer Weg. Am Ende des zweiten Nähtags hatte ich aber immerhin drei dilettantisch zusammengestochene Röcklein für meine beiden Töchter und ihre HABA-Puppe geschaffen.

Nähen ist eine wunderschöne und faszinierende Beschäftigung, aber man darf sich keinesfalls der Illusion hingeben, man schiebe ein paar Bahnen chicen Stoff durch die Maschine und designe seinen ersten fehlerfreien Mantel selbst. (Gewünscht hätte ich es mir ja.) Nähmaschinen zu beherrschen heißt: Man setzt sich mit Fadenstärken und -spannungen auseinander, paukt den Aufbau der Maschine und unterscheidet die verschiedenen Stoffe. Man begreift, dass Stoffe einem Fadenlauf folgen und schnallt die Kürzel r-a-r und l-a-l. Man probiert aus, wie viel  Beschnittzugabe einem liegt und büffelt, wie Knöpfe oder Druckknöpfe oder Reißverschlüsse auf dem Stoff fixiert werden.



Geschickt eingefädelt - Süchte kosten Geld
Trotzdem entwickelt man schnell eine Sucht fürs Nähen und eine Stoffbestellung wird fällig. Dabei fällt auf: Die Nähmaschine ist leider nicht der einzig hohe Kostenpunkt, den das neue Hobby mit sich bringt. Tatsächlich verpulverte ich bei meiner ersten Stoffbestellung beinahe 200 €, ohne das Gefühl zu haben, jetzt reich eingedeckt zu sein. Wahnsinn! Aber andererseits ist das Geld nicht verloren: Meine Kinder werden die Sachen tragen (müssen) und wir erfreuen uns lange optisch daran. Ich kann ihnen Sachen anziehen, die ich schön finde, und nicht nur jene, die es halt zu kaufen gibt.

Hier endet Teil 1 meiner Expedition in die Welt der Stoffe und Schnittmuster. Ihr wollt mehr lesen? Heute ist nicht aller Tage, ich nähe weiter, keine Frage! - Deshalb wird Teil 2 sicher folgen.

Dieses Buch steht mir hilfreich und mit Schnittmustern zur Seite:


Pauline Dohmen: Nähen mit JERSEY - Kinderleicht (für Babys und Kids von 0 bis 8 Jahren)

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Wer von euch näht auch? Wie macht ihr euch?