Mittwoch, 9. September 2015

Blogger für Flüchtlinge - Von Kindern, Menschlichkeit und Vorbildern





Eigentlich wollte ich an diese Stelle einen kämpferischen Eintrag platzieren. Eine weitere Stimme gegen Fremdenfeindlichkeit. Eine Erinnerung an Kinderrechte, die für alle Kinder gelten. Eine Mahnung, gerade an die Schwächsten der Fliehenden zu denken.

Ich habe mich dagegen entschieden, obwohl der Beitrag stand.

Denn auch wenn es davon nie genug geben kann: Es existieren so viele Stimmen gegen den Hass, dass meine hier nichts neues mehr bringt. Und ganz ehrlich: Wer es bisher nicht verstanden hat, dem werden meine Argumente auch nicht die Augen öffnen. Dafür sind sie nicht neu genug. Selbst wenn sie die Kinder in den Mittelpunkt rücken.

Ich möchte mich den Kindern aus einer anderen Perspektive nähern. Kinder verstehen schon früh, was Ungerechtigkeit bedeutet. Wenn jemand mehr Kekse hat, als ein anderes Kind, ist das nicht fair. Wenn jemand alle schönen Spielzeuge im Kindergarten behält und nichts abgeben will, muss derjenige teilen lernen. Wenn jemand nicht mitspielen darf, nur weil er anders aussieht, ist das gemein. Jede Diskussion in einer Kindergartengruppe wird auf Verteilungsgerechtigkeit hinauslaufen, aber auch darauf, kleinere und schwächere Kinder zu schützen. Das ist Gruppenkonsens.
In Einzelsituationen verhalten sich Kinder manchmal gemein. Sie schließen aus. Sie prügeln. Sie verweigern das Teilen. Aber über kurz oder lang werden sie sich wieder versöhnen, denn ihnen ist nicht an einem dauernden Konflikt gelegen. Konflikte machen den Alltag anstrengend, sie behindern das Spiel und machen schlechte Laune. Im Zweifelsfall ignoriert man die Kinder, die man nicht mag.
Wohlgemerkt, wir sprechen von Fünfjährigen.

Zum Glück haben viele Menschen dieses Wissen nicht verlernt, die im Laufe ihres Lebens weiter dazu gelernt haben. Zum Glück gibt es Menschen, die empathisch sind, denen klar ist, wie dramatisch die Situation für die Flüchtlinge ist. Die alle Menschen als Menschen begreifen und keine künstliche Trennung benötigen, um sich zu definieren.
Diesen Helfern möchte ich hier danken. Für ihren unermüdlichen Einsatz, für ihre Opferbereitschaft, für ihr Glaube an eine Gesellschaft, die besser ist als der Hass und die Furcht.  Die unseren Kindern ein echtes Vorbild sind.

Aus meinem ursprünglichen Beitrag möchte ich eines übernehmen:
Deutschland liegt das Kindeswohl am Herzen. In diesem Land hat jedes Kind das „Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ (§1 (1) SGB VIII) Ich möchte an dieser Stelle auf zwei Punkte hinweisen: 

1.  Gemeinschaftsfähig. Gemeinschaftsfähig heißt, sich selbst zurücknehmen zu können. Nicht nur die eigene Position sehen, sondern größer zu denken. Größer als die eigenen kleinlichen Belange. An das, was Schwächere und Ärmere benötigen und was man selbst für die Gemeinschaft tun kann. Als Gemeinschaft verstehe ich die Gemeinschaft aller Menschen. Wir sind eingebunden in Gemeinden, das Land, Europa und die Welt. Und zumindest den Menschen, die uns am nächsten sind, die in unsere Städte ziehen, in Deutschland verbleiben, zumindest denen sollte man sich verbunden fühlen. Es ist großartig, das so viele Helfer diesen Grundsatz leben und der Gemeinschaft produktiv und mit aller Kraft zur Seite stehen. Wie nicht oft genug erwähnt werden kann: Ohne euch würde alles zusammen brechen.
2.   Jedes Kind. Jedes Kind beinhaltet jede Gruppe Kinder, gleichgültig ihrer Nationalität. Wie wir handeln dient als Vorbild für jeden Heranwachsenden. Wir können uns entscheiden, ob Zorn und Hass oder Mitmenschlichkeit, Freundlichkeit und vor allem echte Problemlöseorientierung unser Handeln prägen. An den Helfern lernen Kinder Menschlichkeit. Und gerade die Flüchtlingskinder erfahren, dass es Menschen gibt, die für Sicherheit sorgen, die sie schützend aufnehmen und ihnen so eine Grundlage für weitere Perspektiven bieten.

Dass die Helfer ohne die Unterstützung der Politik nicht weiter kommen, steht außer Frage. Gerade die minderjährigen Flüchtlinge benötigen langfristige Perspektiven, schnellen Schulzugang, Sicherheit darüber, wie es weiter geht. Das müssen die offiziellen Stellen leisten. 

Aber die Freiwilligen fangen auf, unterstützen emotional, trösten und bieten so zumindest das Gefühl, hier angenommen zu sein. Ich hoffe, dass zukünftig alle Energie in Hilfe und Solidarität fließt und so die Stimmung der Gesellschaft verwandelt. Ich hoffe, dass wir alle ein wenig menschlicher werden.

Mit diesem Beitrag unterstützen wir die großartige Initiative "Blogger für Flüchtlinge". Helfer brauchen Unterstützung, in Form von Sach- und Geldspenden oder tatkräftigen Händen. Auch ihr könnt etwas tun.  #BloggerFuerFluechtlinge

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