Sonntag, 9. November 2014

Vom Auftauchen

Irgendwann gegen Ende der Schwangerschaft tauchst du ab. Du hörst auf zu arbeiten und triffst dich weniger mit Freunden. Spätestens ab der Geburt bist du dann richtig tief unter Wasser, so tief, dass du die Oberfläche gar nicht mehr sehen kannst und eigentlich interessiert dich dieses Oberhalb auch nicht: Das Leben wird zum Strudel aus Schlafen, Stillen, Essen, Windeln wechseln. Wenn du es in dieser Zeit schaffst, deine Haare trocken zu fönen, dann ist das echt schon viel! (Irgendwie sind die immer trocken, bevor du überhaupt in die Nähe des Fönes kamst.) Ist der Boden gewischt? Wow, eine Glanzleistung – im Sinne des Wortes.

So schaut für viele Mamas das Leben mit einem Neugeborenen aus. Ich schnorchel hier unten mit meinem Mann und auch zu zweit kommt keine Langeweile auf. Es gibt immer was zu tun, aber sechs Wochen nach der Geburt muss ich so langsam mal wieder aufzutauchen. Blubb, blubb. Hier bin ich! In zwei Wochen muss ich wieder in meinem Nebenjob durchstarten und ich darf eine Masterarbeit schreiben. Viele meinten zwar, ich solle mir lieber ein Urlaubssemester nehmen... zwei Kinder und so... Wie willst du das denn schaffen?... Nur irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen.
Und jetzt? Je näher die Oberfläche kommt, desto mehr wechseln meine Gefühle:

Zum einen jubel ich: Hallo, juhu, hier bin ich! Ich freue mich auf meine Kollegen, auf meine Freunde, auf interessante Projekte und das Schreiben meiner Arbeit – Bald bin ich Master!

Und dann wieder:
Puh, wie soll ich denn in dem Trubel eine Masterarbeit schreiben? Wie soll mein Mann mit den zwei Zwergen alleine klar kommen? Und ich muss eigentlich auch schon mal nach Stellenangeboten schauen, mich bewerben...

Die Stimmung schwankt parallel zum Verhalten der Kinder. Sind sie ruhig, bin ich euphorisch, schreien sie mich beide an, will ich lieber noch unter Wasser bleiben.

Diese Woche habe ich wieder mit einem Projekt begonnen und darf testen, wie das so läuft: Arbeiten und Kinder. Ich übernehme das Layout für die Vereinszeitschrift des Reit- und Fahrvereins Alfter (RuF Alfter). Das kann ich zu Hause machen.


Es läuft gut. Nur manchmal musste ich mit Baby im Arm layouten, was etwas knifflig war.
Noch schwieriger ist es, wenn mich Mila von der Seite belagert. Sie will mitarbeiten:
Insgesamt klappte das Arbeiten aber und ich bin zuversichtlich, dass ich auch die Masterarbeit teilweise zu Hause werde schreiben können. Es wird anstrengend, klar, aber dann ist das Studium endlich geschafft! Ich weiß noch nicht, ob ich zukünftig als Selbstständige arbeiten möchte... Es hat Vorteile. Die Kinder stören zwar bei der Arbeit, aber ich habe sie trotzdem einfach gerne um mich.

Wie war euer Auftauchen? Habt ihr euch gefreut oder wolltet ihr lieber noch unter Wasser bleiben?

1 Kommentar:

  1. Ich bewundere euch ja eh, wie ihr es schafft, Familie und Beruf/Studium unter einen Hut zu bringen. Ich hab nur eins und frage mich, wie ich es bald schaffen soll, wieder arbeiten zu gehen. Die Nächte werden ja nicht besser, irgendwas ist immer: die Zähne, das Kind ist krank, ... dazu sind die Tage so fordernd. Am Laptop arbeiten geht hier überhaupt nicht während das Kind anwesend ist. Mich konzentriert Hinzusetzen klappt also nur, wenn er abends im Bett ist. Dann bin ich aber so müde, dass ich nicht mal mehr eins und eins zusammen zählen kann.
    Also Auftauchen? Nach bald 1 1/2 Jahren immer noch nicht geschafft. Zumindest nicht, wenn über das Oberfläche das "normale" Leben wartet. Ich frage mich, ob es jemals besser wird.

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