Dienstag, 28. Februar 2017

Alaaf - Karneval im Rheinland

Eigentlich bin ich nur Zugezogene, hier im Rheinland, aber trotzdem gerne und mit "Hätz" dabei. In meiner Heimat begegnet man der Faschingszeit eher unaufgeregt. Die Kindergarten- und Grundschulkinder feiern am Veilchendienstag und die Erwachsenen können die ein oder andere Faschingsparty besuchen, allerdings findet alles etwas versteckt und wohl dosiert statt.

In Köln ist das anders. Hier sitzt man neben einem rosa Hasen (männlich!) in der Bahn, grüßt Pipi Langstrumpf im Büro und steht mit sieben Zwergen am Kiosk. In dieser Karnevalshochburg gibt es genau zwei Möglichkeiten für die Menschen: Flucht oder Exzess. Wer bleibt, kommt um den Karneval nicht herum - Er ist überall.

 

Donnerstag - Wieverfastelovend

Die Karnevalszeit startet am 11.11. um 11:11 Uhr, doch die richtige jecken Tage werden mit dem Wieverfastelovend (dt.: Weiberfastnacht) eingeläutet. Aber das heißt nicht, dass es erst nachts lustig wird, sondern bereits der Morgen startet bunt und verrückt. Traditions gemäß liegen alle Arbeiten still und die ersten Kölsch werden spätestens um 11:11 Uhr getrunken. Wir haben uns mit einem Gläschen Sekt begnügt und Berliner, Brötchen und Muffings gegessen. Im Hintergrund lief Karnevalsmusik, allerdings noch etwas leise. Neben dem Gemeinschaftsraum lernten nämlich noch Studenten in der Bib. Um 12 Uhr mussten sie sich auch von den Büchern lösen. Dann wurde die Uni geschlossen und alle zogen weiter in die Stadt. Bei mir ging es zum Kindergarten.

Im Kindergarten tollten die Minis auf einer bunten Karnevalsparty. Schon morgens wurden wir mit "Alaaf", Luftschlagen, Diskolicht und lauter Musik begrüßt. Meine Kids verkleideten sich als Krake (Mila) und Dino (Annika). Als ich sie um 12 Uhr wieder abholte, lag mein kleiner Dino allerdings schlafend auf dem Sofa. Der Trubel hatte sie fix und fertig gemacht.

Karnevalsfreitag


Da ich am Vortag nicht feiern war, ließ sich der Freitag auf Arbeit gut aushalten. Freitags erlebt man im Rheinland die Ruhe nach einem Sturm. Leider müssen jetzt alle normal arbeiten, doch in Gedanken sind sie schon bei den nächsten jecken Tagen. Karneval hat gerade erst losgelegt.

Weiter geht´s: Am Freitag Nachmittag stürmten die Mädchen und ich eine Karnevalsparty für Pänz. Die Kinder waren als Hase (Mila) und Krake (Annika) verkleidet und wir schauten uns zwei Stunden lang verschiedene Kindertanzgruppen an, tanzten, tranken Limo und aßen Waffeln. Ein Zauber führte seine Tricks vor und machte seine Sache ziemlich gut. Der Kinderprinz Ben Luca hielt eine Rede, ebenso wie die Kinderbonna Lara.

Karnevalssamstag

"Kamelle", rief Mila dieses Jahr voller Elan. Sie hat den Dreh raus! Wir standen mit Freunden in Dransdorf beim Karnevalszug und wurden von Süßigkeiten, also Kamelle überschüttet. Annika sammelte auch schon fleißig mit auf.

Nach dem Zug ist vor dem Zug - Vor meinem Zug nach Kölle. Heute sollte es noch zum Feiern in die Hochburg gehen. Kurz vor 18 Uhr traf ich bei Freunden in Köln ein, wo wir uns mit Cocktails, Karnevalsliedern und Pfannkuchen auf den Abend einstimmten. Unser Weg führte uns später zum Friesenplatz ins Päffgen und dort wurde getanzt und gesungen, wie immer mit viel "Hätz" und am liebsten die "Leev Marie", aber auch "Ich ben ne Räuber" oder "Su lang mer noch am lävve sin". (Wer die Top-Hits kennen möchte, klickt mal hier). 

Ich habe allerdings schon früh schlapp gemacht und war um 23:30 Uhr wieder zu Hause. Herje, ich werde alt. Nächstes Jahr suche ich mir einen Schlafplatz in Köln.

Karnevalssonntag

Ausschlafen ließen uns die Kinder ohnehin nicht und so stand ich auch am Sonntag wieder zwischen 6 und 7 Uhr auf. Wir räumten die Wohnung auf - unnötiger Weise eigentlich, denn wir wollten eine Kinderkarnevalsparty bei uns veranstalten und ahnten, dass am Abend sowieso Chaos herrschen würde. 

Ich buk noch einen Kuchen, schminkte die Kids - heute wurden es zwei Pipi Langstrumpf-Mädchen, wobei Annika nachher zum Pipi Langstrumpf-Marienkäfer mutierte - und dann machten wir uns zum Endenicher Veedelszug auf. Tante Dalina und Tim stießen auch dazu.

Am Zug trafen wir Milas Freundin Charlotte, die leider nach dem ersten Jahr den Kindergarten gewechselt hatte. Wir luden sie mit ihren Eltern, Bruder Thore und Babyschwester Marlene nach dem Zug noch auf einen Kaffee zu uns ein (Die Kinder wollten dann aber doch lieber Apfelschorle). Annika schlief im Buggy, während Mila mit ihrer Freundin spielen konnte.

Nachmittags fand unsere eigene Kinderkarnevalsparty statt. Die Kinder spielten und die Erwachsenen hatten ebenfalls Zeit für ein paar Gesellschaftsspiele. Wir aßen den Kuchen und nachher noch Fleischbällchen mit Kartoffelsalat. Am Ende des Abends bestätigte sich die Anfangsvermutung: Aufräumen war eigentlich unnötig. Ihr kennt das.


Karnevalsmontag

Könnt ihr euch vorstellen, dass jemand Karneval hasst? Mein Mann tut es. Er meinte, mit zwei Umzügen und der Kinderparty habe er nun genug guten Karnevalswillen gezeigt - der Kinder zu Liebe. Das will ich ihm auch hoch anrechnen.

Am Montag zogen also Mila als Prinzessin Tausendschön und ich alleine los zum großen Rosenmontagsumzug in Bonn. Der Bus war leider so voll, dass er an uns vorbei fuhr, deswegen liefen wir die Strecke zu Fuß (eine Stunde) und platzierten uns an der Adolfstraße beim Frankenbad. Eine Bühne versorgte uns mit guter Karnevalsmusik und so tanzte ich viel mit Mila. 
Der Zug ließ auf sich warten. Wir aßen noch Berliner und liefen die Straße dreimal ab. "Ich möchte nach Hause", meinte das Kind... Aber dann kam der Zug endlich doch und wir hatten einen tollen Platz vor drei Einhörnern erwischt und neben einem Mädchen, dass Glitzerkonfetti versträute - Mila liebte es. Ihre Stimmung verdüsterte sich erst, als ich einen gefangenen Luftballon wieder in die Menge warf - Da war es vorbei. "Ich will nach Hauseeeeeeeee."

Zwischen den einzelnen Wagen gab es inzwischen auch riesige Lücken und so viel Geduld hatte Mila nicht mehr, trotz der vielen Kamelle. Und die Sache mit dem Luftballon war zu gemein von mir gewesen. Wir machten uns dann auf den Heimweg nach etwa 1,5 Stunden Zug Anschauen.

Karnevalsdienstag

Nun musste ich wieder arbeiten. Wir beendeten die Karnevalssaisson für dieses Jahr und freuen uns aber schon auf 2018. Die Kinder planen bereits ihre Kostüme und ich meins auch. Vielleicht kann man nun günstig Karnevalsstoff kaufen? Dann nähe ich schon einmal los.

Alaaf!

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