Donnerstag, 24. November 2016

Roses Revolution - Gegen Gewalt in der Geburtshilfe




Auch in diesem Jahr wollen wir auf unserem Blog auf den Roses Revolution Day am morgigen 25.11.2016 aufmerksam machen. Bereits zum 4. Mal findet dieser auch in Deutschland statt. Die Aufmerksamkeit und das öffentliche Interesse an Gewalt in der Geburtshilfe wachsen. Wo vor einigen Jahren noch der allgemeine Glauben herrschte, dass es „so etwas" in Deutschland nicht geben kann, treten immer mehr Frauen mit ihren Geschichten ans Licht der Öffentlichkeit.



Zwei der aktiven Mutterfreunde haben innerhalb der letzten 3 Jahre Gewalt in der Geburtshilfe erfahren, mich eingeschlossen. Dazu kommt eine der Mütter, die mittlerweile nicht mehr für uns bloggt. Außerdem berichteten zwei meiner Freundinnen von traumatischen Geburtserlebnissen. Ebenso, wie die Frau die mit mir im Krankenhaus lag, zwei Frauen aus meinem Geburtsvorbereitungskurs (eine davon sogar bereits zum zweiten Mal), die Mutter eines Mädchens aus Kilians Kindergartengruppe, eine Arbeitskollegin. Die Liste ließe sich noch ins unendliche erweitern.




Von diesen 10 Frauen hat der Großteil im selben Krankenhaus entbunden wie ich. Auch der Name der diensthabenden Ärzte deckt sich auffällig mit den Namen, die auch an meinem Entbindungstag auf dem Dienstplan standen. Auch wenn das sicherlich im Zusammenhang mit der geringen Dichte an Kliniken in unserer Gegend steht, glaube ich nicht an Zufälle in diesem Umfang.


Was von den verschiedenen Müttern als Gewalt empfunden wird  ist dabei jedoch sehr unterschiedlich.


Für mich war es z. B. die gezwungene Liegeposition in der ich bleiben musste, da das CTG nur mit einem zerrissenen OP Slip an mir befestigt war und daher ständig Alarm schlug.
Oftmals wird einem aber auch erst später klar, dass einem Gewalt in der Geburtshilfe widerfahren ist. So wusste ich für einige Wochen nicht, warum ich mich so missbraucht fühlte. Bis ich verstand, dass das gewaltsame öffnen meines Muttermundes (und der mehrfach missglückte Versuch die Fruchtblase zum platzen zu bringen) durch die diensthabende Oberärztin keinesfalls einfach zur Routine gehört. Auch der Umgangston im Kreißsaal war lieblos und harsch und auch das kann als Gewalt empfunden werden.


Wie eine Mutter eine solche Erfahrung überwindet, ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die einen fühlen sich durch eine zweite (selbst bestimmte) Geburt geheilt, die anderen benötigen professionelle Hilfe. Jede Mutter muss hier ihren eigenen Weg finden, dass erlebte zu verarbeiten.

Mein Weg ist noch nicht komplett beschritten. Noch viel zu oft denke ich mit traurigen Gedanken an die Geburt meines Sohnes zurück. Besonders am Geburtstag fällt es mir schwer, richtig zu feiern. Ich stürze mich dann in Arbeit. Koche und backe bis zur Erschöpfung. Um mich abzulenken und meinem Sohn den Tag zu etwas besonderem zu machen. Und immer quälen einen die Schuldgefühle. Müsste ich nicht glücklich sein, ein gesundes Kind zu haben?


Professionelle Hilfe zu finden, ist in meinem Umkreis sehr schwer. Zum einen fehlen den Psychotherapeuten die Kapazitäten und zum anderen fehlt auch hier die Unterstützung meiner behandelnden Ärzte. Sowohl Frauen- als auch Hausarzt sehen keinen Behandlungsgrund.

Um mich selbst ein Stück zu heilen, habe ich mich entschieden, dieses einschneidende Erlebnis für immer unter meiner Haut zu verewigen. Direkt über der Narbe, die mich ebenfalls für immer an diesen schmerzhaften aber wertvollen Tag erinnert wird.










"I never wanted it to end like this, but flies will lay their eggs" - Marilyn Manson

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