Donnerstag, 4. August 2016

Alle Mann ins Zelt! Unser Campingtag

Ich plante ursprünglich keinen Winnetou-Sommerurlaub, sondern sah uns eher in einem Familienhotel am See oder in einer größeren Stadt durch Tierparks und Eisdielen flanieren. Warum es dann doch Camping am Liplarer See wurde, liegt vor allem an der möglichen Spontanität, mit der man so einen Urlaub begehen kann. Und unseren Freunden. 
Leider dauerte der Trip nur 24 Stunden.

Die Vorbereitung

Gemeinschaftstoiletten und Duschmarken, Mücken und raschelnde Nachbarn, harte Böden und Grashüpfer im Zelt halten viele Erwachsene vom Campingplatz fern. Als Kind oder Teenie war das noch irgendwie witzig, aber als Erwachsener möchte man lieber gemütlich im Doppelbett schnarchen und morgens ein reich gedecktes Frühstücksbuffet vorfinden. Das ist sicher auch was Feines, aber wir entschieden uns in diesem Jahr gegen den gemütlichen Entspannungsurlaub und wagten das Duschmarken-Abenteuer. 

Unsere Freunde und wir beschlossen spontan, Zelte am Liplarer See aufzuschlagen. Oh wie schön ist Panama ... äh Liplar! 

Die Idee stand schnell und genauso schnell sollte es auch losgehen: Alle Mann an Bord und schwupps konnten wir schon die Heringe auf der Zielwiese in den Boden rammen! Nur unsere Ausrüstung war noch nicht vollständig. Ein verstaubtes Drei-Mann-Zelt bargen wir aus dem Keller, doch ansonsten besaßen wir nur zwei Schlafsäcke. Also liehen wir zwei weitere Schlafsäcke, zwei Isomatten und eine Jogamatte von Freunden aus; das ging dann zum Glück doch alles unkompliziert und wir hätten sogar noch ein 5-Mann-Zelt bekommen können, aber so luxuriös musste es nicht werden. 
Alles ins Auto - UND LOS!!

Hier lässt´s sich´s aushalten!

Vier Erwachsene und vier Kinder starteten gegen 9 Uhr von zu Hause aus. Die Männer mussten das Gepäck mit dem Auto fahren - riesige Berge, bei denen man sich fragte, ob das wirklich alles nötig war - und die Frauen passierten den größten Teil der Strecke mit dem öffentlichen Nahverkehr. Am Brühler Bahnhof holte der eine Mann Frauen und Kinder dann abwechselnd ab, während der andere schon einmal mit dem Aufbau der Behausungen begann.



Der Campingplatz bestand im Großteil aus Wohnwagen. Für Zelte standen zwei kleiner Rasenflächen zur Verfügung, auf denen nur drei weitere Zelte aufragten. Mitten in den NRW-Sommerferien bei gutem Wetter direkt an einem See? Unglaublich! Aber gut für uns!

Unser Minizelt stand innerhalb weniger Minuten und das unserer Freunde war mit vereinten Kräften auch schnell errichtet. Dann kam das wesentliche: BADEN! Vor dem Mittagessen testeten wir den Strand, das Wasser und den angrenzenden Spielplatz, bevor wir uns alle im Restaurant eine leckere Malzeit gönnten. Die Essens-Auswahl direkt vor Ort ließ kaum Wünsche offen: Es gab sogar Taccos, Döner und einige vegetarische Gerichte neben Salaten, Pizzen und Fleischgerichten oder kleineren Snacks.

Mittagsschlaf - Irgendwann geben sie auf

Die Männer fuhren mit dem größeren Mädchen (4 Jahre) einkaufen, während meine Freundin ihren Sohn im Buggy in den Schlaf schuckerte. Er ist wie meine jüngere Tochter 1 3/4 Jahre alt. Ich blieb mit meinen Töchtern am Zelt und sagte ihnen, dass sie schlafen sollen, was zunächst gar nicht funktionierte, aber ich kenne das schon. Während ich mein mitgebrachtes Buch ("Alle Toten fliegen hoch. Amerika" von Joachim Meyerhoff) in der Sonne las, lagen die beiden auf den Decken oder untersuchten Dinge im Zelt. Meine größere Tochter (3 Jahre) fiel zuerst in den Schlaf, doch die Kleine hielt durch, bis der Papa kam und sie eine Runde im Buggy um den See schob.

Während des Mittagsschlafs las ich gemütlich und mein Mann ging schwimmen. Danach brach ich in die Wellen auf und schwamm mit meiner Freundin bis zu einer künstlichen Insel, von der aus wir immer wieder ins Wasser sprangen. Supercool.

Wir ham den Farbfilm vergessen! Schneeweißchen und Rosenrot...

Unsere Männer gaben in der Zwischenzeit ein lustiges Bild ab. Der befreundete Papa ließ sich von seinen Kindern mit Sonnencreme einreiben und saß wie ein klebriges, weißes Gespenst auf seiner Decke. Wieso zum Teufel hatte denn keiner einen Fotoapparat zur Hand? Noch nicht einmal ein Handy?! Ich lache noch jetzt, wenn ich daran denke. Und dann kam mein Mann dazu mit unseren endlich ausgeschlafenen Töchtern. Mein Mann, nein, mein Krebs! Er hatte sich beide Schultern und die Brust verbrannt - Wir cremen ja nur die Kinder ein... So kam ich dann noch zu meinem Winnetou. 

Was braucht es noch außer Sonne und Wasser? Bis in den Abend hinein verbrachten wir den Tag an Strand und Spielplatz. Mir fiel vorallem auf: Es war so erstaunlich leer am Liplarer See! Immer wieder kamen mir Erinnerungen an den vollen Strand an der Ostsee, wo die Urlauber Liege an Liege bruzeln. Oder in Kroatien. Decke an Decke. Hier hatten wir den Strand für uns.

Gegen 19 Uhr sammelten wir unsere Sachen und Kinder aus dem Sand zusammen und breiteten zwischen den Zelten eine Decke aus. Unser Abendlager. Als Essen wurde serviert: Brot mit Butter und Tunfisch oder Marmelade. Und was soll ich euch sagen? Es hätte besser kaum schmecken können nach so einem Tag. 


Am Kiosk holten wir uns Radler und quatschten ins Dunkel. Die Kinder wollten alle nicht in ihre Zeltlager und tobten herum, bis wir sie dann doch einfingen und in den Schlaf begleiteten. Dabei fielen mir selbst auch die Augen zu.

Nasses Erwachen

In die Dunkelheit hinein vernahm man erst leicht dann immer deutlicher Tropfen auf dem Zeltdach. Poch poch poch. Regen. Wir lagen gemütlich in oder unter den Schlafsäcken, aber bereits im nächtlichen Trommeln auf die Außenplane steckte die Vorhersage: Das war´s. Morgen müssen wir wieder abbauen und nach Hause...


So kam es dann auch. Wir mussten die Heringe lösen, die Stangen auseinander ziehen und die Isomatten einrollen, denn der graue Himmel versprach keine Besserung. Der Sommer regnete sich mal wieder so richtig ein.
So sagten wir dem Zeltplatz schließlich ehrlich gemeint: AUF WIEDERSEHEN. Wir kommen gerne wieder, gerne auch mal ein oder zwei Wochen. Die Frage "Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?" hängt uns allen auf den Lippen. Zu schade, dass er dieses Jahr wieder so schlecht daher maschiert.

Unkompliziert und günstig

Besonders für Kurzentschlossene ist ein Campingurlaub perfekt: Irgendwo passt das Zelt schon noch hin, selbst wenn in der Saison die Pensionen belegt und alle Flüge ausgebucht sind. Es ist nicht das Meer, aber muss es das sein? 
Dieser Tag Zelten kostete uns als 4-köpfige-Familie nur 21,50 € (plus Verpflegung) und das kann man sich auch spontan gut leisten. Wir werden gerne wieder zelten. Aber dann länger. Und ohne Regen.

1 Kommentar:

  1. Hachja, was Zelten und Regen angeht bin ich leidr auch sehr efahren - in unseren 2 wöchigen Zelturlauben früher hat es fast immer eine Woche davon geregnet. Aber mit der Zeit hat man eine gute Ausstattung an Regenzubehör, womit sich ein ppaar Tage überbrücken lassen, bis die Sonne wieder zum Vorschein kommt.

    Schön, dass ihr den ersten Tag so gut nutzen konntet und trotz Regen so viel Gefallen am Zelten gefunden habt. Ich liebe es nach wie vor auch.

    LG, Jana

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