Montag, 23. Mai 2016

Stress lass nach: Wenn plötzlich beide arbeiten



Elternzeit Adé, scheiden tut weh
Aber das Scheiden macht, dass mir das Herze lacht - 
Elternzeit adé, scheiden tut weh!

Vorbei zieht eine Etappe unseres Lebens: Mein Mann sagte Anfang des Monats seiner Elternzeit adé, einer stolzen Zeitspanne von 3 Jahren, und arbeitet nun jeden Nachmittag vier Stunden in einer Grundschule als pädagogischer Mitarbeiter. Gleichzeitig reduziere ich meine Arbeitszeit von 40 auf 30 Stunden die Woche.

Die zwei Gründe für meine reduzierte Arbeitswoche:
1. Die Arbeit soll weniger meiner Zeit verschlingen, solange die Kinder klein sind. Mit 30 Stunden kann ich vormittags arbeiten (7-13 Uhr) und nachmittags Familienzeit erleben. 

2. Ich muss die Kinder bis 14:30 Uhr aus dem Kindergarten abgeholt haben und damit kann ich täglich nicht mehr als 6,5 Stunden arbeiten (7-14 Uhr mit 30 min Pause). Es sei denn, ich würde abends noch einmal losziehen und die restlichen 1,5 Stunden nacharbeiten, wenn Adrian wieder zu Hause ist. Das passt jedoch zum einen nicht mit der Kernarbeitszeit meines Arbeitgebers zusammen und zum anderen habe ich ehrlich gesagt keine Lust, abends noch einmal loszuziehen. (Homeoffice unterstützt mein Arbeitgeber leider nicht.)
 
Wie stellt ihr euch 30 Stunden/Woche vor?  
Chillig, oder? Ich freute mich lange auf den Mai. 

Alles neu macht der Mai,
macht die Seele frisch und frei.
Lasst das Haus, kommt hinaus!
Windet einen Strauß!
Rings erglänzet Sonnenschein,
duftend prangen Flur und Hain:
Vogelsang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang.


Mila wurde kurz vor Mai noch drei Jahre alt und ist inzwischen schnuller- und windelfrei. Irgendwie durchströmte uns eine gewisse Leichtigkeit. Die Kleinkindzeit liegt hinter Mila und Annika geht auch schon auf die zwei Jahre zu, was das Zusammenleben entspannt. Wir blickten optimistisch auf unsere neue Lebensphase.

WUMMS - Hier kommt die Realität!

Chillig wurde es zunächst nicht, stattdessen lief unser Telefon heiß: Unserer jüngeren Tochter konnte "so kurzfristig" mit damals noch 3 Monaten Vorlaufzeit keine Tagesmutter vermittelt werden. Das Betreuungsdilemma hierzulande ist mir zwar bekannt, doch als es uns plötzlich selbst betraf, fand ich es überraschend und anstrengend und verzweifelte. Wir brauchen nur für zwei Stunden pro Tag eine Betreuung, das ist gar nicht viel, aber eben doch eine Zeitspanne, die ausgefüllt werden mussAdrian und ich arbeiten nun beide über den Mittag.

Rechtsanspruch hin oder her - Es musste schnell gehen und darum suchten wir selbst weiter. Lange ohne Erfolg. Glücklicher Weise folgten wir schließlich der Idee einer Freundin, im Kindergarten andere Mütter anzusprechen. So fanden wir unsere Babysitterin, die jeden Tag zwei Stunden mit Annika verbringt. Die Kleine genießt es.

Zwischenfazit nach drei Wochen: Stressig und superschön


Der Stress kommt durch den straffen Zeitplan: Ich muss um 13 Uhr pünktlich Feierabend machen, damit ich 13:30 Uhr Annika von der Babysitterin abholen kann, dann laufen wir nach Hause, wo ich eine halbe Stunde lang versuche produktiv zu sein (meist wechsel ich Annikas Windel, esse etwas und spüle Geschirr) und dann ziehen wir zwei schon wieder los, um etwa 14:20 Uhr im Kindergarten Mila einzusammeln. 

Superschön ist es, weil ICH jetzt die Kinder abholen kann und auch in Kontakt mit Erziehern und anderen Eltern komme. So nehme ich mehr an Milas Kindergartenleben teil. Vorher kannte ich nur eine handvoll ihrer Spielkameraden, inzwischen kann ich sogar schon einige Eltern den Kindern zuordnen. 


Und dann der Nachmittag: Wenn wir 15 Uhr zu Hause ankommen, haben wir viel Zeit für uns. Natürlich muss ich auch dann noch Wäsche aufhängen und einkaufen, etwas kochen oder aufräumen, der alltägliche Haushaltsblabla eben, aber trotzdem bleibt genug Zeit zum Spielen. 

Nur Zeit für mich allein finde ich bislang nicht, dabei habe ich schon mehrmals mein Buch mit in den Garten genommen - Da lag es unberührt, bis ich es abends wieder zurück ins Regal trug.

Kleine Unzufriedenheiten

Jeder meiner Nachmittage ist nun mit der Kinderbetreuung gefüllt. Das bedeutet leider auch, dass ich an beruflichen Nachmittagsterminen nicht mehr teilnehmen kann und Dienstreisen sind auch passé. Daran muss ich mich gewöhnen und bin zugegeben unzufrieden damit. Ich hatte ein Jahr lang den Luxus, dass ich darüber gar nicht nachdenken musste. Das ist eben auch eine Veränderung, die unsere neue Arbeitssituation mit sich bringt...

Alles in allem: Das Fazit

Alles in allem sind sowohl Adrian als auch ich zufriedener geworden. Wir arbeiten beide  Teilzeit und haben somit nie das Gefühl, dass es uns "zu viel" wird. Gleichzeitig bringen wir uns mit 20 oder 30 Stunden produktiv außerhalb der Familie ein und verfolgen unsere Projekte, die von anderen wertgeschätzt werden. Hinzu kommt die Anerkennung, die man durchs Arbeiten bekommt. Die fühlt sich gut an.

Man könnte sagen, wir sind jetzt im 50/50-Prinzip angekommen, okay rechnerisch 40% zu 60%, wenn man es ganz genau ausrechnet. Was ich daran toll finde, hat weniger mit Gerechtigkeit als viel mehr mit der Zufriedenheit zu tun, die dem Mix der Aufgaben entspringt. Jeder arbeitet und jeder hat Zeit für die Kinder. Der nervige Haushalt wird aufgeteilt und Freizeit kann auch jeder genießen, weil sie nicht auf Kosten der Familienzeit geht, davon hat man trotzdem genug.

Wie hat sich euer Familien- und Arbeitsleben nach der Elternzeit entwickelt?



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