Freitag, 19. September 2014

"Meine" Ferber-Methode

Die standardisierte Ferber-Methode ging bei uns also gründlich in die Hose (lest hier noch mal nach), den gesamten folgenden Tag habe ich darüber nachgedacht, wie ich möglichst schonend ferbern kann. Und ja, ich weiß, das ist ein Widerspruch in sich.

Mir ist nach wie vor wichtig, dass ich mein Kind in den Schlaf begleite. Meiner Meinung nach MUSS es nicht alleine einschlafen. Zumindest nicht in absehbarer Zeit. Trotzdem kriege ich ihn einfach nicht zur Ruhe. Meine Anwesenheit aktiviert und pusht ihn so dermaßen auf, dass er trotz Müdigkeit, den gleichen Ritualen und was wir nicht alles versucht haben, stundenlang rumtobt.
Trotzdem muss es doch einen Weg geben, weil ich nervlich den allabendlichen Kampf ums Schlafengehen einfach nicht länger mitmachen kann.

Mittlerweile kann mein Sohn ganz klar das Wechselspiel von Aktion und Reaktion begreifen. Er kaspert rum, um mich zum Lachen zu bringen, er unterlässt Dinge, wenn ich schimpfe…theoretisch muss er doch auch verstehen können, dass ich sein Toben nach dem Zu-Bett-Bringen nicht länger mitmachen kann.
Also überlegte ich mir, so lange bei ihm zu bleiben, wie er sich entspannt zum Schlafen hinlegt, sobald er aber mit dem Spielen anfängt, das Zimmer zu verlassen.

„Meine“ Ferber-Methode

Den Raum zu verlassen und das Kind schreien zu lassen ist der Teil der Ferber-Methode, auf den ich dann also doch zurückgriff. Aber wie lange musste ich draußen sein, damit er versteht, dass ich absichtlich rausgehe und es nicht nur antäusche? Wie viel "Strafe" muss sein? Ist das überhaupt ein Bestrafen oder nur konsequent? Ehrlich, keine Ahnung. Zerstöre ich damit unsere Beziehung? Fühlt er sich von mir im Stich gelassen?

Ich entschloss mich zu einer Minute und dem erneuten Abbruch, sollte ich ein schlechtes Gefühl dabei haben.

Also nahm ich mir für den Abend vor, ihn so lange in den Schlaf zu begleiten und unser normales Programm zu machen, bis er anfängt rum zu toben. Dann wollte ich rausgehen und nach einer Minute, unabhängig von seinem Protest, wieder reingehen.

Ihn nur ins Bett zu bekommen war schon ein Aufriss. Er schrie, sobald ich ihn ins Bett legte und ich dachte schon, jetzt haben wir es versaut und unser Kind nachhaltig traumatisiert. Er hatte Panik und Angst, dass wir wie gestern weitermachen und aus ihm unverständlichen Gründen einfach Weggehen.

Ich beruhigte ihn über eine halbe Stunde. Trug ihn rum, sang ihm vor, kuschelte mit ihm und setzte ihn immer wieder ins Bett. Zu dem Zeitpunkt war er schon müde (ich bringe ihn wirklich nur dann ins Bett, wenn er deutlich signalisiert, müde zu sein), dass ich dachte, er würde im Arm einschlafen – was für mich ja auch in Ordnung ist. Aber nein, er fand wieder genug, um rumzuspielen. Also setzte ich ihn irgendwann ins Bett und als es für ihn in Ordnung war, legte ich ihn hin.

Seine Flasche wollte er aber nicht, liegenbleiben auch nicht. Er sprang auf und kam ans Gitter. Ich kuschelte dort mit ihm, gab ihm einen Kuss und wünschte eine gute Nacht. Dann sagte ich, dass ich jetzt rausgehe, aber in der Nähe bin.

Also ging ich raus und er schrie los. Eine Minute ließ ich ihn brüllen und kam dann wieder rein. Innerlich wappnete ich mich schon, ihn völlig aufgelöst im Bett vorzufinden und es auch für diesen Abend abzubrechen. Als ich wieder hereinkam, lobte ich und umarmte ihn am Gitter. Sofort war er ruhig. Wir kuschelten ein bisschen und ich legte ihn wieder hin. Er blieb eine Weile liegen, stand aber bald auf. 

Gleiches Programm: kuscheln, küssen, Gute Nacht sagen und erklären, was jetzt passiert, rausgehen. Gebrüll. Eine Minute warten, reingehen.

Dieser Ablauf wiederholte sich die ganze kommende Stunde.

Ich verlängerte die Zeit, die ich draußen war, sogar um eine halbe Minute. Zwischendrin musste ich nämlich auf Toilette und dabei stelle ich fest, dass er nach etwas über eine Minute mit dem Schreien aufhört und nur noch schimpft. Mit Pausen. Also endlich konnte ich eine Brüllpause abpassen und wieder reingehen. Trotzdem blieb ich nie länger als 1,5 Minuten draußen.

Die Zeit, die er ruhig liegen blieb und ich im Zimmer bei ihm war, verlängerte sich nach jedem Wiederkommen. Am Schluss war ich 20 Minuten bei ihm, die er langsam wegdöste und schließlich einschlief.

Ohne Gezappel, ohne Weinen. In seinem Bett, meine Hand haltend.

Warum ich nicht abbrach

Er wirkte auf mich nicht verzweifelt oder furchtbar traurig, wenn ich wieder ins Zimmer kam. Hätte er die Arme nach mir ausgestreckt und schlimm geweint, hätte ich ihn auf den Arm genommen und abgebrochen. Das Gegenteil war aber der Fall: er hörte sofort auf zu schreien, sobald er mich sah. Einmal spielte er sogar recht unbeeindruckt weiter und pöbelte im Bett nur vor sich hin. Es bestätigte sich auch, dass Sohnemann einfach nicht kuscheln will. Recht schnell hatte er gar keinen Bock mehr auf die Kuscheleinheit am Gitter, sondern legte sich von alleine hin, wenn ich wieder im Raum war.

Das Geschrei anzuhören war schlimm. Keine Frage. Auch schlimm für ihn. Deshalb werde ich das nicht schön reden. Es war allerdings im Gegensatz zu unseren sonstigen Abenden im Gesamteindruck  undramatisch. Wenn er sich vorher stundenlang verausgabt hatte und ich ihn am Ende bis zu einer halben Stunden niederringen und zur Ruhe zwingen musste oder er vor Erschöpfung schon durch die Gegend taumelte, weinte er heftiger und war wirklich untröstlich.

So erschien er mir erstaunlicherweise wesentlich entspannter als sonst und ich konnte ihn trösten und beruhigen. Ich war außerdem total ruhig. Mir half dieses feste Programm ungemein, nicht die Fassung zu verlieren. Mit der klaren Anweisung und Grenze („Kuscheln ja, Rumtoben und Gezerre an mir nein“), war ich nach der Stunde nicht total verzweifelt und/oder genervt, sondern konnte mit einem relativ gutem Gefühl ins Bett gehen.

Der nächste Tag

Er schlief in dieser Nacht durch. Die nächsten Nächte werden zeigen, ob es Zufall war oder ob es an der Methode liegt. Ob es aus reiner Erschöpfung war oder ob er wirklich alleine (im Sinne von "nicht auf dem Arm") einschlafen muss, um ruhiger schlafen zu können. Besorgt beobachtete ich ihn, ob es zu einer Verhaltensänderung mir gegenüber gekommen ist. Das war nicht der Fall. Er spielte genau so lange alleine, wollte auf meinen Arm, kasperte rum und quengelte, wie sonst auch.

Ich entschloss also, mit dieser modifizierten Ferber-Methode weiter zu machen.

Mittlerweile sind zwei Monate vergangen, lest kommenden Freitag im nächsten und letztem Post zu dieser Reihe, wie sich unsere Einschlafsituation nachhaltig verändert hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen